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Milcherzeugerinformationsveranstaltung in Regensburg

09. März 2020

Norbert Bleisteiner und Stefan Hamberger vom Fachzentrum für Energie und Landtechnik Triesdorf referierten am 06. März über die Themen „Landwirtschaft & Gesellschaft“ sowie „Digitalisierung“.

Ausgehend von einem außergewöhnlich hohen Wohlstandsniveau der Bevölkerung in Deutschland, das aber nicht zur Zufriedenheit führt, versuchte Norbert Bleisteiner zum Einstieg einen Abgleich zwischen den Wünschen und Anforderungen eines Bürgers der beispielhaft in „München Mitte“ lebt mit seinem tatsächlichen Handeln. Der Bürger „München Mitte“ dient dabei symbolisch als ein Wohlstandsbürger, den wir mittlerweile auch in allen Dörfern finden. Die Wünsche und Ansprüche sind ambitioniert, das tatsächliche Handeln wie z. B. der Einkauf von Ökolebensmitteln (z. B. bei Fleisch) spricht eine andere Sprache.

Ähnlich sieht es im Bereich Klimaschutz aus. Der CO2-Fußabdruck eines durchschnittlichen Bürgers zeigt, dass insbesondere der Konsum von Luxusgütern, der Verbrauch von Treibstoff für die Autos und der CO2-Ausstoß für die Urlaubsreisen steigend ist und einen weit größeren Umfang einnimmt, als der, der durch die Lebensmittelproduktion erzeugte Fußabdruck. Insbesondere bei den weiten Flugreisen, hinterlässt der wohlsituierte Wohlstandsbürger einen riesigen CO2-Fußbabdruck.

Mit der freiwilligen Kompensation rechtfertigt er sein Handeln. Die kennen Sie vielleicht von Flugreisen.  Dabei zahlen Sie für Ihren anteiligen CO2-Verbrauch einen Beitrag, der über einen Vermittler (einer der bekannteren ist atmosfair) z. B. in Klimaschutzprojekte geht, woraus wiederum Zertifikate entstehen. Beispiele dafür sind Aufforstungsprojekte in Südamerika, Entwicklungshilfe in Nepal, Wasserkraftwerke und Windparks in der Türkei, effiziente Stromproduktion in Indien oder Holzheizungen in Bulgarien. Unternehmen können damit ihre Ökobilanz aufpolieren. Mit der Intensität der gesellschaftlichen Diskussion werden solche Konzepte populärer. Ihre Wirkung ist bisher allerdings überschaubar. Sie fordern viel Bürokratie, insbesondere für den Ausgangsenergiebedarf der Unternehmen und die Nachweispflichten. Für die gesellschaftliche Akzeptanz ist Transparenz entscheidend, an der es gelegentlich mangelt. 

Kompensationsmöglichkeiten könnten Verbraucher allerdings dazu verleiten, sich ohne klimaschonende Lebensweise mit relativ geringem Aufwand ein reines Gewissen zu erkaufen („ökologischer Ablasshandel“). So würde die notwendige Verminderung des individuellen CO2-Fußabdrucks gefährdet.

Für die Landwirtschaft bietet diefreiwillige CO2-Kompensation einen Ansatz, aus dem auch die Landwirtschaft Vorteile ziehen könnte. Vielleicht könnte man sich das für tierhaltende Betriebe in Verbindung mit dem Tierwohl vorstellen. Das größte Potential bieten aber CO2-Zertifikate als Ausgleich für die CO2-Speicherung auf der Fläche.

Stefan Hamberger stellt in seinem Vortrag die grundlegenden Funktionen der Nutzungsmöglichkeiten im Bereich Smart Farming dar. Lenksysteme bei Traktoren sind immer mehr zum Standard geworden. Die darüber hinaus gehenden Möglichkeiten, insbesondere im Bereich teilflächenspezifischer Anwendungen und Dokumentationen, bedürfen aber noch intensiver Schulungen und auch die Verfügbarkeit von qualifizierten Servicebetrieben, um sie flächendeckender nutzen zu können. Grundsätzlich sprach er die Empfehlung aus, sich zuerst über den konkreten Nutzen Gedanken zu machen und nicht jeder marketingtechnischen Entwicklung von Herstellern zu folgen. Fangen Sie langsam mit dem Thema an und tasten Sie sich schrittweise an komplexere Anwendungen heran, so Stefan Hamberger.

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